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Marlies

07/2019

Marlies, wenn ich dich beschreiben müsste, kämen sicher die Eigenschaften herzlich, verlässlich, mit einem Auge für das Schöne und eher bescheiden vor. Stimmt meine Einschätzung?

Ja, das trifft meinen Charakter wohl so ziemlich. Man könnte noch ergänzen, dass ich sehr friedliebend bin. Mein Umfeld muss stimmen, harmonisch sein. Ich liebe keine Konfrontationen und kann auch etwas akzeptieren, ohne immer meine Meinung vertreten zu müssen.

Du bist nicht auf dem Bödeli aufgewachsen. Wann bist du hierhin gezogen und warum? Gefällt es dir hier?

Aufgewachsen bin ich in der EMK Schlatt. Im Herbst 1989 sind Christoph und ich nach unserer Heirat hierhin gezogen. Wir haben diesen Ort bewusst gewählt, weil er für die Ausübung unseres Hobbys, Gleitschirmfliegen, ideal war. Ausserdem liebe ich die Berge und fühle mich hier sehr wohl. Ich habe es nie bereut.

Deine geistliche Heimat ist die EMK Interlaken. Im Laufe der Jahre hat unsere Kirche doch einige grössere Veränderungen oder Weiterentwicklungen erlebt. Du bist weiterhin ein treues Gemeindeglied. Wie gehst du mit all diesen Neuerungen um?

Die Veränderungen habe ich immer als gut empfunden. Besonders der Neubau hat viel Positives gebracht, zum Beispiel für die Kinderarbeit, die ich mitgestalte. Die Kooperation mit BPlus ist ebenfalls ein Gewinn für die Kinder, die sich in den grösseren Gruppen wohler fühlen.

Hat sich in alle den Jahren auch dein Glaube verändert? Wie würdest du deine Beziehung zu Gott beschreiben?

Lernen im Glauben ist ein lebenslanger Prozess und ja, ich glaube schon, dass ich mich im Glauben weiterentwickelt habe. Die Teilnahme an den Gottesdiensten und der Hauskreis helfen mir dabei. Ich schätze den Austausch mit erfahrenen Christen sehr.

Du bist Krankenpflegerin von Beruf und arbeitest im Zentrum Artos. Hast du diesen Beruf gewählt, weil du da deine Stärken am besten einsetzen kannst? Was ist deine Motivation? Was liebst du besonders an dieser Arbeit mit alten pflegebedürftigen Menschen?

Ich habe zuerst in einem Kinderheim geschnuppert, mich dann aber klar für den Pflegeberuf entschieden. Nach einer Zeit im Akutspital wechselte ich in die Alterspflege und bin geblieben. Ich liebe diese Arbeit, im persönlichen Kontakt mit den Menschen kann ich viel geben und ich erhalte auch viel zurück. Während der Zeit als Mutter habe ich dann jahrelang als Springerin gearbeitet, seit drei Jahren bin ich nun wieder fest auf einer Wohngruppe angestellt.

Du bist Mutter von drei erwachsenen Kindern und du hast dich auch jahrelang in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert. Offenbar sind dir auch die Jüngeren sehr wichtig.

Ich habe einen Draht zu ihnen, und es war mir immer wichtig, dass die Kinder ein gutes kirchliches Angebot haben. Darum habe ich damals die Teenie Tankstelle mitgegründet und helfe heute auch im Tutti Frutti und im Kindergottesdienst mit.

Vor einigen Jahren hast du eine schwere Krankheit durchgemacht und bist nach einem Skiunfall im letzten Jahr, welcher durch einen anderen Skifahrer verursacht wurde, noch immer nicht wiederhergestellt. Trotzdem habe ich dich immer zuversichtlich und fröhlich erlebt. Woher kommt deine Stärke?

Eine Krebsdiagnose zu erhalten, ist schon ein Schlag. Aber ich bin ein Mensch, der vorwärtsblicken will. Was nützt mir das Jammern? Und als Glaubende schaust du das Ganze anders an. Ich bin für so vieles dankbar, und ich will nicht das Schwierige im Leben betonen. Als ich durch meine Beinverletzung letzten Sommer/Herbst noch nicht Velofahren konnte, habe ich mir einfach etwas anderes gesucht und Freude am Stand Up Paddling gefunden. Dass ich diese Zeit gut überstanden habe, liegt zum grossen Teil auch daran, dass ich durch meine Familie und die vielen Freunde in ein gutes Umfeld eingebettet bin. Das hat mir den nötigen Halt gegeben.

Hast du ausser Gleitschirmfliegen noch andere Hobbies? Was machst du in der Freizeit?

Als unsere Kinder zur Welt kamen, haben wir mit dem Gleitschirmfliegen aufgehört. Aber ich bin ein Bewegungsmensch, und darum sind wir oft beim Wandern, Skifahren und Biken anzutreffen. Auch die Gartenarbeit liebe ich. Und vor zwei Jahren haben wir uns einen Camper gekauft und sind gerne damit unterwegs. Christoph und ich geniessen das Abschalten auch nur fürs Wochenende. Wir waren ja schon immer auf Campingplätzen unterwegs, früher mit den Kindern im Zelt, nun auf vier Rädern. Übrigens habe ich auch gern Besuch, und wir leben eine unkomplizierte und spontane Gastfreundschaft.

Danke Marlies, dass du auch mich gastfreundlich empfangen hast und mir einen Blick in den Leben und Denken geschenkt hast. Lea H.